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Kassel

Kontemplation

Das Wort „Kontemplation“ kommt vom lateinische Verb „contemplare“ und bedeutet „betrachten, schauen“. Es geht in der Kontemplation darum, das Wirken Gottes in uns und unserem Leben wahrzunehmen. Dabei ist die Kontemplation nicht etwas, das man machen oder über das Denken erzielen kann. Sie ist reines Geschenk Gottes. Wir können uns jedoch in einer Atmosphäre der Stille, des aufmerksamen Gewahrseins und unter Anleitung dafür vorbereiten und empfänglich machen.




„Wenn wir Christus und den Vater im Kind sehen, so wird unsere Ehrfurcht gegenüber den Kleinen tief und heilig sein.“

„... und diese Stille war eine Offenbarung. Ich hätte doch nicht gedacht, dass diese kleinen Kinder diese geheimnisvolle Sache, welche die Stille ist, derart lieben würden.“ 

Maria Montessori

 


Kontemplatives Beten


Formen des stillen Gebetes, der Meditation gibt es in allen religiösen Traditionen. Das christliche kontemplative Gebet ist begleitet von Hingabe und Liebe und lässt diese wachsen. Es ist ein beziehungsorientiertes Gebet in der Ich-Du-Beziehung zwischen Beter und Gott, geprägt von der Ausrichtung auf Jesus Christus, der „Weg, Wahrheit und Leben“ (Joh 14,6) ist.

Die Tradition: Das Beten mit dem Namen „Jesus Christus“ ist eine Gebetsweise, die seit langer Zeit im Christentum praktiziert wird. Die Wurzel ist das sogenannte Ein-Wort-Gebet der Wüstenväter und Wüstenmütter, die im vierten Jahrhundert in der ägyptischen Wüste und in Palästina lebten. Johannes Cassian brachte diese Gebetsweise nach Westeuropa. Eine weitere Verbreitung fand sie später von Ägypten über den Athos im osteuropäischen Raum und verband sich mit dem Jesusnamen.

Die Kirche: Der Weltkatechismus der Katholischen Kirche (vgl. dort 2666-2668; 2688f) gibt ausdrücklich eine Empfehlung zu einer Gebetskatechese und Meditationsgruppen mit dem „Jesusgebet“.

Die Form: Die beständige, aufmerksame und liebevolle Anrufung des Namens „Jesus Christus“ in einer ruhigen Sitzhaltung in Stille, verbunden mit dem Rhythmus des Atems und der Wahrnehmung der Hände, hilft, unsere Aufmerksamkeit zu verankern und uns tiefer in Kontakt mit der Gegenwart Gottes und dem Göttlichen in uns zu erfahren.

Gebet in Stille: Wenn wir Klarheit für unser Leben brauchen, suchen wir oft instinktiv Zeiten und Orte der Stille. Hier können sich innere Dinge sortieren und klären. Jesus selbst geht immer wieder in die Stille. Er sucht die Wüste, den Gipfel eines Berges, einen Garten, einen Platz am See, den Tempel oder die stille Kammer seines Hauses auf.

Gottesgegenwart: Im stillen Gebet mit dem Namen „Jesus Christus“ richten wir uns auf seine Person aus, seine unsichtbare, aber wirksame Gegenwart. Gott ist der „Ich bin da“ (Ex 3,14), aber wir können seine Gegenwart oft nicht wahrnehmen. Wir üben uns darin ein, unsere Aufmerksamkeit auf diese Gegenwart zu richten und uns darin zu verankern. Wir lernen, „auf den zu schauen, der nach uns schaut“ (Gen 16,13-14).

Aufmerksamkeit und Achtsamkeit: Das kontemplative Gebet führt uns weg von den Zerstreuungen unseres Lebens, hin zu mehr Aufmerksamkeit und Achtsamkeit gegenüber unseren Mitmenschen, uns selbst und gegenüber der Schöpfung. Es leitet hin zu einem erfüllteren Leben im Hier und Jetzt. Wie die Lilien auf dem Feld und die Vögel am Himmel versuchen wir, überzogene Sorgen um das Morgen loszulassen und zuerst das Reich Gottes zu suchen, mit dem alles andere geschenkt wird (Mt 6,25-34).

Sehnsucht: In jedem Menschen liegt eine Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Heimat, nach Gemeinschaft. Es gibt eine tiefe Sehnsucht nach Beziehung, nach „dem, den meine Seele liebt“ (Hld, 3,1). Es ist die Suche nach Sinn und einem gelingenden Leben, nach der kostbaren Perle und dem Schatz im Acker, von der Jesus spricht (Mt 13,44-46).

Weg zur Quelle: Der Weg zur inneren Mitte und Quelle unseres Lebens führt über die Stille. „Das Wasser, das ich geben werde, wird im Menschen zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt“ (Joh 4,14). Im innersten Bezirk unserer Seele will diese Lebensquelle gefunden werden und sich zum Lebensstrom entfalten (Ez 47,1-12). Aus dieser Quelle werden all unsere Ressourcen gespeist.

Atem und Geist: Indem wir auf unseren Atem achten, erfahren wir uns als bezogen auf eine Lebensquelle, die leise und unmerklich wirksam ist. Der Atem wird uns geschenkt und geschieht, ohne dass wir daran denken oder etwas dafür tun müssen. Der Atem ist einfach da und gibt Leben. Die Bibel beschreibt den Atem als Gleichnis für den Heiligen Geist und bezeichnet ihn als Lebensatem Gottes. „Gott blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen“ (Gen 2,7). „Jesus haucht sie an und sprach: „Empfangt den Heiligen Geist“ (Joh 20,22).

Erholung: Das kontemplative Gebet ist zweckfrei und zielt nicht auf Leistung und Erfolg. Wir dürfen wahrnehmen, was ist - und das genügt. Wir müssen nichts erreichen. Im kontemplativen Gebet dürfen wir in Gott ruhen und zu uns kommen. Wir dürfen so sein, wie wir sind. Wer betet, gönnt sich den Geber alles Guten. „Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?“ (Sir 14,5).

Leib und Seele: Im kontemplativen Gebet erfahren wir zunehmend, dass wir als ganzer Mensch mit Gott in Beziehung stehen, mit Leib, Seele und Geist. Der kontemplative Weg weckt das Bewusstsein und lässt erfahrbar werden, dass unser Leib Tempel Gottes ist, in dem der Heilige Geist wohnt (1 Kor 6,19). Dieses Bewusstsein führt auch zu tieferer Wertschätzung der leiblich-emotionalen Seite unseres Menschseins.

Versöhnung und Heilung: Beten macht uns authentischer und feinfühliger. Das feinere Gespür für unsere innere Verfasstheit bringt uns auch in Kontakt mit dem, was verletzt und verwundet in uns ist. Es braucht unsere Bereitschaft, zu verzeihen und schmerzliche Erinnerungen und Erfahrungen nochmals in Gottes heilen- der Gegenwart durchzugehen. So kann sich nach und nach eine wachsende, befreiende Versöhnung mit unserem Leben, unserer Lebensgeschichte, ereignen. Die Verhärtungen und Versteinerun- gen unseres Herzens können den Lebenspuls wieder spüren und aufnehmen (Ez 36,26-28).