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Maria
Montessori
Centrum
Kassel

Religiöse Bildung


Montessori Pädagogik ist religiöse Bildung


1. Erziehung richtet sich am Personzentrum des Kindes aus. Maria Montessori sagt: „Wir dürfen nicht nur das Kind sehen, sondern Gott in ihm. Wir müssen die Gesetze der Schöpfung in ihm achten. Wir dürfen nicht denken, wir könnten das Kind machen; wenn wir das tun, verderben wir das göttliche Werk“
M. Montessori, Kosmische Erziehung: Kleine Schriften Montessoris, hrsg. G.Schulz-Bennisch, Freiburg 1988, S. 18

2. Montessoripädagogik nimmt die Kinder ernst und fördert deren Freiheit. Auch religiöse Bildung versteht sich als Wachstumsprozess, der sich Planbarkeit und Verfügbarkeit des Lehrenden und kirchlicher Lehre allein entzieht und auf das eigene Wachsen des Glaubens vertraut.

3. In der kosmischen Erziehung wird die schöpfungsgemäße Bestimmung des Kindes aufgegriffen. Hier korrelieren Auf- gabenstellungen und Themen der neueren Religionspädagogik mit denen der „Kosmischen Erziehung“. Beide haben das Ziel „das stumpfe, selbstverständliche Dahinleben aufzubrechen“ und „eine bewusste Einstellung zum Leben“ zu gewinnen. 
H.K. Berg, Mit Kindern das Leben suchen, Freiburg 2002, S. 129


Plädoyer für mehr religiöse Erziehung 
in der gegenwärtigen Montessori-Pädagogik


„Die wenig ausgeprägte Präsenz der religiösen Erziehung in der gegenwärtigen Montessori-Pädagogik ist bedauerlich und unverständlich. Bedauerlich, weil die Montessori-Pädagogik wertvolle Anregungen für heutige religiöse Erziehung zu bieten hat. Unverständlich, weil Montessoris ganzes Leben und Werk unübersehbar von Religion geprägt ist.“
aus: H.K. Berg, Mit Kindern das Leben suchen, Freiburg 2002, S. 124



Religiöse Erziehung
und Erziehung zur politischen und religiöser Toleranz


Eine zentrale Stellung im Denken und in der Praxis Maria Montessoris nimmt die religiöse Erziehung ein. Sie findet ihre Basis in ihrer Anthropologie und in ihrem Verständnis der Welt als Schöpfung (s. „Kosmische Erziehung“).
Vgl. dazu Montessori, Maria: Gott und das Kind, Kleine Schriften Bd.4, 3. Aufl., Freiburg 1995

Von Prof. Dr. Hans Dietrich Raapke, Universität Oldenburg und die Fachgruppe „Theorie“ der Dozentenkonferenz der deutschen Montessori-Vereinigung e.V., Stand 2003:
„Montessori geht davon aus, dass Religion zu den fundamentalen Bedürfnissen des Menschen gehört. In diesem Zusammenhang meint „Religion“ sehr allgemein die Neigung und die Fähigkeit, über das Vorfindliche, materiell Greifbare hinaus nach Sinn und Wert der Welt und des Menschen, nach Gerechtigkeit und Vertrauen zu fragen und dabei offen zu sein für Transzendenz.
Dieses Bedürfnis kann sich inhaltlich in vielen Religionen konkretisieren. Montessori gab allgemeine Hinweise für eine religiöse Erziehung. In Indien führte sie dazu einen Kursus für Angehörige unterschiedlicher Religionen durch. Sie selbst war katholische Christin. Bei religionspädagogischen Versuchen in Barcelona entwickelte sie ein Konzept, das die Kinder in die Praxis gelebten katholischen Glaubens einführt und einübt, vornehmlich in die Feier der Messe. Dafür entwickelte sie ein „Atrium“, einen Raum als „Vorhalle des Glaubens“, in dem Kinder diese religiöse Praxis erleben, nachvollziehen und nachdenken konnten.
Diese Erkenntnisse Montessoris sind in unsere Gegenwart fortzuschreiben. Einmal geht es um das Grundverständnis von „Religion“. Hier stellt sich die Aufgabe, die Fähigkeit zum mehrdimensionalen Empfinden und Denken zu fördern, etwa durch eine qualifizierte Symbolerziehung. Zum anderen muss die Praxis der religiöse Erziehung neu bedacht werden: Viele junge Menschen erleben die von Montessori noch vorausgesetzte Einheit geprägter Religiosität im Raum der Kirche nicht mehr. Wir leben in einer offenen, multireligiösen Gesellschaft. Vielleicht braucht unsere Zeit ein „Atrium“, das allen Kindern die Möglichkeit gibt, sich in die mitgebrachte, aber auch in andere Religionen einzuleben und eigene Ausdrucksformen zu finden.
Die Bedeutung Montessoris für heutige religiöse Erziehung liegt in der Sensibilisierung Heranwachsender für die Tiefendimension der Wirklichkeit und in der konsequent lebensweltlichen Ausrichtung. Dazu tragen die Prinzipien ihrer allgemeinen Pädagogik bei. Eine wichtige Rolle spielt hierfür ferner die Stilleerziehung Montessoris.
Das kontemplative Element ist in ihrer Pädagogik für alle Entwicklungsstufen neben dem Aktivitätsprinzip von großer Be- deutung. Im Einzelnen sind unterschiedliche Ansätze religiöser Erziehung im Anschluss an Montessoris Pädagogik entwickelt worden.
Vgl. hierzu Kabus, Andrea: Zur Rezeption der Montessori-Pädagogik in der Religionspädagogik, Würzburg 2001

„Wenn die Jugend zu einem gewissen Zeitpunkt aktiv in das Leben der Gesellschaft eintreten muss, dann muss sie zuerst füh- len, dass in ihr eine große Aufgabe zu erfüllen ist, und sich auf diese Mission vorbereiten. Sie muss ein wenig meditieren. Wir nennen diese Periode die Periode der „Wüste“. Auch Christus begibt sich in die Wüste, nachdem er der Jugend entwachsen ist und bevor er seine große Mission beginnt. Der so vorbereitete Mensch wird wahrhaft und bewusst seine Mission erfüllen.“ 
Maria Montessori